Projektlaufzeit: 01.01.2023 – 31.12.2025
Hintergrund
Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), auch als „Apps auf Rezept“ bekannt, sind seit Oktober 2020 Teil der medizinischen Versorgung für die 73 Millionen Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland. Im internationalen Vergleich nimmt das deutsche Gesundheitssystem damit eine führende Rolle ein. DiGA sind im Vergleich zu herkömmlichen Behandlungsformen eine Innovation und haben das Potenzial, die medizinische Versorgung zu verbessern.
- DiGA ermöglichen einen individuellen Zugang zur medizinischen Versorgung, unabhängig von Ort und Sprechstundenzeiten.
- DiGA können helfen, Engpässe bei der Versorgung und die Versorgung in Krisensituationen wie z.B. der Corona-Pandemie besser zu bewältigen
- DiGA können die aktive Rolle von Patienten stärken, da diese sich ihre Behandlung aus dem DiGA-Angebot selbstständiger aussuchen können.
Neben den dargestellten Chancen von DiGA gibt es auch noch ungeklärte Fragen und Risiken im Zusammenhang mit dem Einsatz von DiGA. Zum Beispiel ist nicht klar, inwieweit DiGA sinnvoll in den individuellen Behandlungsplan integriert werden können oder ob Patienten hauptsächlich eigenständig mit der DiGA arbeiten. Es wurde auch noch nicht untersucht, ob die in den klinischen Studien festgestellten positiven Effekte von DiGA auf Erkrankungen auch unter alltäglichen Bedingungen auftreten. Alles in allem ist unklar, ob DiGA so tatsächlich einen Mehrwert für die Gesundheitsversorgung von Versicherten bieten.
Projektziele
Das Projekt „ImplementDiGA“ hat das Ziel, den Einsatz von DiGA aus Sicht von Patienten, Ärzten und Ärztinnen, Mitarbeiter:innen der Krankenkassen und DiGA-Herstellenden unter der Nutzung verschiedener wissenschaftlichen Methoden zu erforschen. Dabei sollen belastbare Erkenntnisse zur Akzeptanz, Nutzung und Verordnung von DiGA gewonnen werden. Es werden die zugelassenen DiGA sowie die Patienten, die sie nutzen, und die Ärzte und Ärztinnen, die sie verschreiben, beschrieben. Ebenfalls untersucht das Projekt, wie sich DiGA in bestehende Abläufe integrieren, welche Auswirkungen die Nutzung einer DiGA auf die eigene Gesundheit und die medizinische Versorgung allgemein hat und welche Kosten damit verbunden sind.
Das langfristige Ziel des Projekts besteht darin, Empfehlungen für die Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung mit DiGA abzuleiten. Diese Empfehlungen soll auf Basis der erzielten wissenschaftlichen Erkenntnisse und unter Beteiligung aller relevanten Interessensvertretern entwickelt werden. Die Empfehlungen sollen das DiGA-Angebot selbst, das DiGA-Zulassungsverfahren (BfArM Fast Track), das DiGA-Verordnungsverfahren, die Preisgestaltung von DiGA sowie deren Integration in die bestehenden Versorgungsabläufe mit einbeziehen.
Ablauf
Das Projekt besteht aus vier Modulen, in denen verschiedene Aspekte untersucht werden.
Modul 1 beinhaltet eine fortlaufende Beschreibung aller zugelassenen DiGA. Dabei wird die Qualität der Studien, die für die dauerhafte Zulassung von DiGA vorgelegt wurden, mittels etablierter wissenschaftlicher Methoden bewertet.
In Modul 2 werden deutschlandweit Fragebogen verteilt sowie Interviews geführt. Es werden Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherungen, ambulante Ärzte und Ärztinnen und Psychotherapeut:innen, Mitarbeiter:innen der Krankenversicherungen sowie DiGA-Herstellende zu Themen wie Akzeptanz, Nutzung/Verordnung, Versorgungseffekten und dem Mehrwert von DiGA befragt. Zudem wird untersucht, wie sich DiGA in bereits bestehende Versorgungsprozesse einfügen.
In Modul 3 werden Versichertendaten der am Projekt beteiligten gesetzlichen Krankenversicherungen untersucht. Dabei werden sowohl die Merkmale der DiGA-Nutzenden und der verordnenden Ärzte und Ärztinnen sowie das Verordnungsverhalten betrachtet. Darüber hinaus werden die Auswirkungen von DiGA auf die Gesundheitsversorgung untersucht. Besonders wird hier die DiGA-Nutzung von Versicherten mit bestimmten Erkrankungen untersucht. Ergänzend wird in einer Untersuchung des Verhältnisses von Kosten und Nutzen der DiGA-Nutzung festgestellt, welchen Gesamtnutzen DiGA für das Gesundheitssystem bringen können.
Die Ergebnisse aus den Modulen 1-3 werden in Modul 4 zusammengeführt. In Zusammenarbeit mit allen Projektbeteiligten werden dann wissenschaftlich begründete Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Versorgung mit DiGA abgeleitet.
Förderung
Fördermittelgeber: Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA)
Förderkennzeichen: 01VSF22027